Der 08.08.2012 war ein denkwürdiger Tag: Ich habe mein erstes richtig gutes Brot gebacken, Backversuch Nummer 4. Es gibt hier in den USA kein gescheites Brot zu kaufen. Alles nur lapperige weiche Weizenbrote. Sowas kann man einfach nicht essen.
So hab ichs also gemacht:
Schon im März habe ich meine eigene Sauerteigkultur "Betty" angesetzt. Dazu hab ich einfach etwa 100g Roggenmehl mit lauwarmem Wasser vermischt und in der warmen Wohnung stehen gelassen. Das Ganze wurde nach einer Weile sauer. Ich habe täglich mit neuem Mehl und Wasser "gefüttert" und insgesamt 5 Tage stehen gelassen. Irgendwann stellt sich ein Gleichgewicht aus Hefen und Säurebakterien darin ein, dann kann man backen. Mein erster Versuch war überraschend gut, aber zu fest, das Brot war kaum aufgegangen, aber der Geschmack war super. Ich hab dann meinem russischen Kollegen etwas von der Sauerteigkultur gegeben und er hat seine eigenen Backversuche damit gemacht. Ich hatte die Geduld aber verloren und den Teig entsorgt.
Die Brote meines Kollegen wurden dann aber immer besser und ich wollte es auch noch mal probieren. Also hat er mir etwas von der Kultur "Betty" zurückgegeben. Betty ist also eine lebendige Hefe - Säurebakterienkultur und muss immermal mit frischem Roggenmehl gefüttert werden. Wenn ich nicht backe, stelle ich Betty in den Kühlschrank.
So nun aber zum Backprozess. Ich warne schonmal, ist alles nicht so einfach aber von nix kommt nix aber der Einsatz lohnt sich. Weil Betty so aktiv ist, brauche ich beim Backen keine Hefe hinzugeben.
Ich backe abends, am
Vorabend vermische ich eine kleine Menge Roggenmehl mit Wasser und gebe
einen Löffel voll von der Kultur hinzu. Für den nächsten Morgen gebe ich schonmal 2 Tassen Roggenmehl in eine Schüssel.
Der Ansatz bleibt über Nacht im
warmen Zimmer, ich hab so etwa 29 °C bei mir, das gefällt auch der Hefe und der Sauerteig geht richtig schön auf.
Am nächsten Tag (der Backtag) vermische ich die zwei Tassen
Roggenmehl und zwei Tassen Wasser und gebe 5 Löffel von der
Sauerteigkultur hinzu. Das lasse ich dann tagsüber im warmen Zimmer
stehen und gehe zur Arbeit. Am Abend sollte der Sauerteig gut
aufgegangen sein und Blasen werfen.
Dann vermische ich 1 Tasse Roggen-, 1
Tasse Vollkornweizen- und 2 1/2 Tassen Weizenmehl, 2 Löffel Flaxsamen mit etwa 1 1/2 Tassen
Wasser und gebe den Sauerteig, 2 Löffel Salz und 1 Löffel Zucker hinzu,
gut vermengen. Das bleibt 15 min stehen. Dann in die Backform geben
oder aufs Blech und nochmal 1 1/2 Stunden gehen lassen.
Der Teig in der Backform geht nach der 1 h 30 min Wartezeit bis zum Rand hoch. Backofen auf 428°F vorheizen (das sind 220°C, ich muss ja hier alles umrechnen),
eine Tasse Wasser in den Backofenboden gießen. In den ersten 15 min alle
5 min das Brot mit Wasser besprühen, dann die Temperatur auf 392°F (200°C) und
weitere 40 min backen. Während das Brot vor sich hinbackt, riecht es total köstlich nach frischem Brot. Hmmmmmmmm. Und wenn es dann fertig ist, muss man sich zusammenreißen und gedulden, man darf das Brot erst am nächsten Tag anschneiden. Ich backe meistens noch eine Art Brotkeks vom übrig gebliebenen Teig dazu, den darf ich sofort essen :). Man hält das sonst wirklich nicht aus. Es riecht einfach zu köstlich. Brot über Nacht aus der Form nehmen und mit einem Geschirrtuch abdecken.
Und da ist es. Ist es nicht einfach perfekt? Wunderbar aufgegangen, eben wie ein richtig gutes Mischbrot. Auch die Kruste hat die perfekte farbe.
Whoa und was man nicht alles Leckeres auf Brot essen kann: Käse, Wurst, Frischkäse, ja sogar Nutella, Honig, Fleischsalat, Käse mit Gurke und Frischkäse. Was hab ich das vermisst...
Natürlich hatte ich das Brot dann in kürzester Zeit aufgegessen. Also kam Brot Nummer 5 gleich hinterher. Ich hatte mir zusätzlich noch eine Muffinform für Brötchen gekauft.
Ich schneide das Brot dann am nächsten Tag komplett in Scheiben und gebe diese in einer Tüte in den Kühlschrank. Kurz vor dem Essen toaste ich das Brot dann kurz auf, damit es nicht so kalt es. Ich toaste es aber nicht wirklich knusprig. So bleibt es über eine Woche lang frisch wie am 2. Tag.
So, und jetzt mache ich mir Rüheei auf Brot... lecker lecker. Guten Appetit.