Labels

Sonntag, 29. März 2015

American Girl

Wie ist es in den USA zu leben? Ich bin jetzt seit gut 4 Jahren hier und so langsam habe ich das Gefühl anzukommen. Dass ich gerade bei meinem festen amerikanischen Freund einzegogen bin hilft dabei natürlich. Es wird mal Zeit für eine Analyse.
Vor meiner Auswanderung hatte natürlich allerlei Vorurteile gegenüber den Amerikanern. Dinge die ich absolut nicht leiden kann, wie zB diese Eingebildetheit von wegen die USA wären das beste Land der Welt und bietet den besten Lebensstandard und die besten Möglichkeiten und deswegen will jeder hier einwandern. Dem kann man als Deutscher nicht zustimmen, denn in Deutschland zu leben hat viele viele Vorteile. Viele von denen bemerkt man erst wenn man sie nicht mehr hat. Außerdem missfällt mir natürlich die amerikanische Einstellung zu Militär und Krieg und das allgemeine "I am proud to be american".
Als deutscher Staatsbürger hat man es ja aufgrund der Geschichte etwas schwieriger mit Landesstolz und man versucht ihn bis auf während Fussbalweltmeisterschaften tunlichst zu vermeiden.
Ich bin wegen des furchtbaren deutschen Klimas ausgewandert. Mir war es in Deutschland einfach zu lange zu kalt und zu grau. Mein Ziel war subtropisches bis tropisches Klima in einem gut entwickelten Land. Nach einem Blick auf die Weltkarte kamen USA, Australien und Singapoor in Frage. Australien ist toll bis auf die Riesenspinnen aber so wahnsinnig weit weg von Deutschland und den totalen asiatischen Kulturshock in Singapoor wollte ich dann doch nicht. Also USA.
Nun bin ich hier und was macht man als vorbildlicher Ausländer? Was bekommen unsere deutschen Mitbürger mit Migrationshintergrund immer zu hören, was absolut notwendig ist um gut in Deutschland zu leben? Integration, Integration und nochmal Integration! 

 Am Galveston Strand letzte Woche

So versuche ich mich so gut es geht in die amerikanische Kultur zu integrieren. Die Kulturen sind sich recht ähnlich und ich gehe auch optisch als Amerikanerin durch. Allerdings gibt es doch ein paar Dinge die grundlegend verschieden sind, und an denen gilt es zu arbeiten.
Da wären Höflichkeitsfloskeln: Guten Tag, hi oder subtiles höfliches Nicken ist: "hi, how are you?" Antwort ist: "pretty good, how are you?" Das kommt zum Einsatz bei Freunden und bei Bekannten aber auch bei Kollegen, oder unbekannten Leuten in Geschäften von denen man irgendeinen Service bekommt oder erwartet.
Auch wenn man in 99% der Fälle (außer bei Freunden und Bekannten) nicht daran interessiert ist, wie es dem Gegenüber geht oder man denkt, dass es den Gegenüber nix angeht wie es einem selbst geht, ist es doch so üblich. Ich tue mich damit noch immer schwer, ich kann mich halt nur schlecht verstellen, besonders wenn ich sagen muss dass es mir gut geht wenn ich in Wirklichkeit total gestresst bin und dringend Schlaf bräuchte.
Mehr lächeln. Amerikaner lächeln in der Regel viel mehr als Deutsche. Die meisten können es so gut, dass es nichtmal auffällt dass es gekünstelt ist. Sie lächeln auch während sie mit einem reden. Auch das ist für mich noch sehr schwer, weil ich ähnlich wie siehe oben eigentlich nur lächele wenn mir danach ist.  
Ich kann endlich wieder Umlaute ä,ö,ü und ß auf meinem amerikanischen PC schreiben :-) Keyboard Auflage mit aufgeklebten deutschen Buchstaben. Umschalten zwischen DEU und ENG geht ganz einfach.

Don't complain! Wenn man sich über etwas Gravierendes beschweren will, muss man erstmal aufzählen was alles positiv ist und dann sagen, dass da ein kleines Problemchen ist, welches verbessert werden könnte. Im Allgenmeinen mögen es Amerikaner nicht wenn man sich über irgendwas beschwert. Am besten ist es immer eine positive Einstellung zu haben. So eine Einstellung verträgt sich natürlich überhauptnicht mit dem Hang zur deutschen Genauigkeit und dem deutschen Perfektionismus. Wenn in Deutschland etwas nicht gut oder perfekt ist, sagt man das einfach und das nimmt niemand fürcherlich persönlich sondern es wird halt korrigert und verbessert. Amerikaner sind dann auch noch so merkwürdig und streiten offensichtlich von ihnen begangne Fehler mit irgendwelchen lächerlichen Ausreden ab. Mein Freund hat mir schonmal versucht zu erklären warum das so ist aber ich hab das bisher noch nicht verstanden.
Die Amerikaner nehmen es nicht so genau und es wird auch schonmal übelst gepfuscht. Nun ja, ich hab es mir ja so ausgesucht und es hilft nicht sich darüber zu beschweren. Ich werde sie nicht alle zur (deutschen) Vernunft bringen können. Da ich fest vorhabe hier in den USA zu bleiben muss ich sie so nehmen wie sie ist. Das ist was Integration bedeutet.

Und sonst so?
Diesen Monat waren wir unglaubliche 4 Mal auf dem Houston Rodeo! Das Rodeo ist ein großes Spektakel und eine Texas-Hautnah Erfahrung. In einem riesen Football Stadium, das 75000 Zuschauer fasst, finden Wettbewerbe zu Bullenreiten, Wildpferdreiten, Kalbeinfangen usw. statt. Am Ende des Abends gibt es immer ein Konzert eines aktuellen Stars oder Countrymusik. Wir hatten Karten für Fall Out Boy, Pitbull und Ariana Grande. Einen Tag lang haben wir uns nur das Gelände herum angeschaut mit Rummel, Shops, Farmtieren und allerhand anderen Dingen.
Zum Rodeo ist es üblich sich countrymäßig anzuziehen und ich habe mir endlich echte Cowboystiefel gegönnt. 
Original Leder Cowboystiefel :-)

Ich liebe es ja verschiedene Outfits oder auch Kostüme anzuziehen und so haben wir uns zum Houston Rodeo als Cowboy und Cowgirl verkleidet.
Ein weiteres Highligt auf dem Rodeo-Rummel sind die im Teig frittierten Oreos (Schokodoppelkeks). Superlecker! Ich könnt schon wieder...


Hier ist ein echter Longhornbulle. Danger! Watch out for the horns! Ist schon ganz schön krass.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen