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Sonntag, 16. Oktober 2011

I love Florida

Bis jetzt hat man von meinem Blog wohl eher den Eindruck einer Urlaubsreise mit vielen schönen Strandfotos usw. Die Wirklichkeit sieht etwas anders aus.
Ich werde mal etwas zu meiner Arbeitssituation schreiben. Ich bin "Postdoc" im Bereich Strukturbiologie and einem Forschungsinstitut für Diabetes und Fettleibigkeit.  Bis jetzt war meine Arbeitsmotivation blanke Angst, Angst nicht weiter zu kommen, Angst den Job zu verlieren und wieder zurück zu müssen oder als Wissenschaftler zu scheitern. Ich bin hier mit einem J1-Visum und das Visum gilt nur für diesen jenigen welchen Job. Die Arbeitssituation hier ist sehr unsicher. Fast täglich hört man davon, dass Leute einfach so von heute auf morgen entlassen werden und so wie es aussieht betrifft es mich wohl auch, meine Cheffin hat so etwas anmerken lassen. Ich arbeite nun nicht mehr unter Angst weil es eh nix an der Situation ändert. Sobald die Angst oder das Streben nach Erfolg wieder überhand nimmt, werde ich es stoppen.
Ich liebe Florida, das ist der Grund warum ich hier bin, nein falsch es ist das Klima was mich hier her gebracht hat. Mir war immer kalt in Deutschland. Man wartet quasi von Ende August bis Juni auf ein paar Tage warmes Wetter im Sommer und es gibt Jahre, wo es die nicht einmal gibt. Das war für mich immer sehr deprimierend. Nun bin ich hier und es ist nicht nur das Klima, das mir gefällt. Das Klima ist super, keine Frage. Ich habe nicht mal ein Problem mit der hohen Luftfeuchtigkeit im Sommer. Neben dem Klima gefällt mir auch die Natur, die Strände und das Lebensgefühl. Die Läute sind sehr offen hier und ich mag den Einfluss der hispanischen Bevölkerung, die Musik. Mir scheint es als gehöre ich hierher. Das ist so ein Gefühl von tiefer Verwurzelung, eine Art alte Heimat.
Das Problem in Florida sind die wenigen Jobs. Man lebt hier ohne Arbeitsrecht. Ich habe keinen Arbeitsvertrag, ich kann von heute auf morgen gekündigt werden. Die Situation der Forschung ist sehr schwierig. Ich könnte das tiefgreifend analysieren aber ich lasse das. Kurz: Mit der schlechten Wirtschaft geht die Rechnung nicht auf und ich sehe für mich im Moment keine Zukunft als Wissenschaftler. Hätte ich eine Hardcore-Karriere gewollt, wäre ich auch nicht nach Florida gegangen.
Ich würde gerne hierbleiben aber es wird schwierig, vor allem ohne Greencard. Ich bin ja schließlich Ausländer. Ich hab ein paar Ideen und ich hab auch ein paar Sachen angeschoben aber ich weiß trotzdem nicht ob es klappt. Mit ziemlicher Sicherheit werde ich meine Wissenschaftlerkarriere aufgeben. Was meine nächste Station wird, werde ich sehen.
Ich weiß nicht wie lange ich noch hierbleibe. Es ist alles sehr unsicher. Vielleicht komme ich nach Deutschland zurück und sehe weiter.
Und das ist das Einzige, was bleiben wird, wenn ich denn hier in Florida bleibe. Die Unsicherheit der Jobsituation wird mein stetiger Begleiter bleiben, trotz meiner Bildung.
Das ist also der Preis für's selbstgewählte Paradies. Ich hoffe also, dass es irgendwie weitergeht. Die Vorteile in Deutschland sind das Arbeitsrecht, Recht auf Urlaub, das Gesundheitssystem, die Arbeitslosenabsicherung, (wobei ich jetzt nicht glaube dass mir was zusteht, weil ich ja nicht auf deutschem Boden gearbeitet habe). Und natürlich hab ich in Deutschland den Vorteil, dass ich deutsch bin und somit keine Visaprobleme. Falls ich zurückkommen sollte, werde ich wohl einen anderen Karriereweg einschlagen. Das wird dann die Vorbereitung auf eine hoffentlich baldige Rückkehr nach Florida. Jap so siehts aus.

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3 Kommentare:

  1. Klingt ganz schön hart, immer Angst um den Job haben zu müssen. :( Gibt es noch andere Visa (Visi? Visums?)die nicht an den Job gebunden sind?

    Daumendrückende Grüße! =)

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  2. Dankschön :) Visümse.
    Von einem H1B-Visum aus kann man sich, wenn man dann qualifiziert genug ist, zur "Permanent Residency" bewerben, EB-1 wäre "extra-ordinary ability", outstanding researcher.
    Ich glaube so weit bin ich leider noch nicht. Da fehlen noch ein paar Jahre Postdoc-Training und ein paar "Paper".
    Naja und dann gibt es das Fiancee-Visum. Ich würde aber trotzdem nur meinen Traumprinzen heiraten wollen. Ich hätte da ja einen aber der ziert sich...
    Außerdem gibt es noch eine Möglichkeit, die ich gerade beantragt habe. Dazu kann ich aber erst im nächsten Jahr etwas sagen. Die Wahrscheinlichkeit, dass das bewilligt wird, ist nicht sehr hoch. Es bleibt weiter sehr spannend.

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  3. ich drücke Dir die Daumen, daß (für Dich) alles gut geht!!!
    Jeder Mensch sollte doch da leben dürfen, wo es ihm körperlich und seelisch am Besten gefällt!

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